Sozialbilanz und SocioGrade

Bei der Analyse und Verbesserung der Nachhaltigkeit von Produkten spielen gesellschaftliche und soziale Auswirkungen eine große Rolle. Da diese schwieriger zur erheben und auch zu bewerten sind als ökologische und ökonomische Aspekte, wurden sie lange Zeit vernachlässigt. Im Management der Unternehmen werden sie  bislang über die Konsum­forschung, das Issue-Management und – seit einigen Jahren – in der Nachhaltigkeitsberichterstattung berücksichtigt (vgl. Global Reporting Initiative). Der Begriff „Sozial“ wird als Oberbegriff für soziale und gesellschaftliche Aspekte gebraucht. Bei der Methodenentwicklung von PROSA wurde deshalb ein Fokus auf die Integration gesellschaftlicher und sozialer Aspekte gelegt. Dies betraf einerseits die Analyse des gesellschaftlichen Nutzens und der Probleme bei der Herstellung von Produkten, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Hierzu wurde eine Fallstudie durchgeführt ( Soziale Auswirkungen bei der Herstellung von Notebooks) und ein erster Methodenentwurf zusammen mit der UNEP und der Life Cycle Initiative vorgelegt (Feasability Study: Integration of social aspects into LCA, Grießhammer et al.2006)

Im Frühjahr 2009 veröffentlichte die UNEP/SETAC Life Cycle Initiative unter Mitarbeit des Öko-Instituts die 'Guidelines for social life cycle assessment of products' und beschrieb damit zum ersten Mal eine konsistente, international anerkannte Methode, um soziale Auswirkungen von Produkten über den gesamten Lebensweg zu analysieren und zu bewerten.

Weitere Studien finden sich in den Themenfeldern Rohstoffe und E-Waste

Mehrere Unter­neh­men wie etwa die BASF, Procter & Gamble oder die Deutsche Telekom arbeiten mit unternehmensspezifischen Tools zur Erfassung der sozialen Aspekte (siehe Literatur).

Besonderheiten der Sozialbilanz 

  • Soziale Aspekte können sehr vielfältig sein und von verschiedenen Interessensgruppen und in unterschiedlichen Ländern und Regionen höchst unterschiedlich gewichtet werden. Die Bewertungen ändern sich zudem im Zeitablauf schneller als bespielsweise bei ökologischen Aspekten.
  • Damit kommt der Vorauswahl der näher zu betrachtenden sozialen Aspekte eine hohe Bedeutung zu.
  • Die Vorauswahl ist damit Teil der normativen Bewertung. Die Datenlage ist bislang schlecht. In der Regel bieten weder quantitative noch qualitative Daten für sich allein ausreichende Information – man braucht beide Arten von Daten.

Von den aufgeführten Schwierigkeiten sollte man sich nicht abschrecken lassen. Ganz im Gegenteil. Man lernt selten so viel über die eigenen Produkte, das eigene Unternehmen und die Kunden wie bei der Durchführung einer Sozialbilanz.

Im Vergleich zur Ökobilanz gibt es bei der Sozialbilanz einige Besonderheiten, mit denen man gut umgehen kann, wenn man sie frühzeitig berücksichtigt.